Mehrfamilienhaus bauen in Deutschland – Die Zukunft

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen aus dem Vortrag von Prof. Walberg

Vortrag: Gebäudetyp “E” – Förderkriterien für Erleichtertes Bauen in Schleswig-Holstein und Hamburg
Vortragender: Prof. Dietmar Walberg, ARGE e.V.
Organisiert von: Koalition für Holzbau
28.8.2024

Übersicht

In einem von der Koalition für Holzbau organisierten Online-Vortrag hat Herr Prof. Walberg vom ARGE e.V. Ende August 2024 einen bemerkenswert offenen, wohldurchdachten und erfahrungsreichen Vortrag zum Thema Gebäudetyp “E” – Förderkriterien für Erleichtertes Bauen in Schleswig-Holstein und Hamburg gehalten.

Der Vortrag ging dabei weit über das Thema hinaus und behandelte, wie man Mehrfamilienhäuser kosteneffizient bauen kann und wo aktuelle Mehrkosten aus der üblichen Praxis gar nicht viel Mehrwert bezgl. Sicherheit, Komfort und Klimaschutz erzeugen.

Dem Insider wird klar: Mehrfamilienhaus bauen in Deutschland wird sich in Zukunft radikal ändern mit Fokus auf Baukosten und sehr selektiven Förderprogrammen.

Anlass des Vortrags war das Anfang September in Schleswig-Holstein anlaufende Förderprogramm eben genau zum Gebäudetyp “E”. Das Förderprogramm soll es auch in Zeiten gestiegener Baukosten ermöglichen, ein Mehrfamilienhaus zu bauen und zu einer Miete von ca. 7 € zu vermieten.

Vortrag und Programm sind sehr wahrscheinlich die Speerspitze eines mit weitreichenden Implikationen für den Mehrfamilienhaus-Bau in Deutschland sowie auch die Privatinvestoren, die diesen traditionell zu einem großen Teil tragen. Bayern und Niedersachsen habe ähnlich Ansätze und Regularien auch bereits angestoßen.

Kurze Zusammenfassung des Vortrags

Prof. Walberg führte folgende sechs Hauptpunkte in seinem Vortrag aus und untermauerte Sie mit einer historischen Einbettung, die bis in die Nachkriegszeit (und sogar ins Mittelalter und die Hanse) zurückreicht, sowie jeder Menge Statistiken:

  1. Historische Entwicklung des Wohnungsbaus in Schleswig-Holstein 
    Wohnraumförderung hat in Deutschland eine lange Geschichte, geprägt von besonderen Herausforderungen, insbesondere in Schleswig-Holstein in der Nachkriegszeit. Damals fehlte es an Baumaterialien wie Holz, was innovative Lösungen und alternative Bauweisen erforderlich machte.

  2. Baukostenentwicklung
    In den letzten Jahrzehnten sind die Baukosten im Wohnungsbau erheblich gestiegen, vor allem in Bereichen wie technischer Ausstattung (Heizung, Lüftung, Sanitär) und Innenausbau. Diese Entwicklung hat das Bauen zunehmend erschwert und verteuert.

  3. Effizienzstandards und ihre Grenzen
    Bestimmte hohe Effizienzstandards wie das Effizienzhaus 40 bringen oft keinen signifikanten ökologischen Nutzen mehr, treiben aber die Baukosten stark in die Höhe. Eine Rückkehr zu einfacheren Standards wie dem Effizienzhaus 70 könnte die Situation verbessern.

  4. Strategien zur Kostenreduktion
    Verschiedene Maßnahmen können die Baukosten senken, darunter die Optimierung von Bauprozessen, der Verzicht auf bestimmte technische Standards und eine stärkere Typisierung von Bauprojekten. Diese Ansätze könnten helfen, das Bauen wirtschaftlicher und nachhaltiger zu gestalten.

  5. Der Gebäudetyp "E"
    Der Gebäudetyp "E" dient als Modell für vereinfachtes und kostengünstiges Bauen. Durch den Einsatz dieses Typs konnten die Baukosten um mindestens 25 % gesenkt werden, ohne dabei die Qualität erheblich zu beeinträchtigen.

Beispiel für Gebäudetyp “E” – aus: Regelstand Erleichtertes Bauen, Mitteilungsblatt Sep. 2024, Heft 1/2024, Nr. 263, ARGE e.V.

  1. Forderung nach einem pragmatischeren Ansatz
    Ein pragmatischerer Ansatz im Wohnungsbau sollte sich weniger auf theoretisch mögliche Höchstleistungen konzentrieren, sondern mehr auf tatsächliche Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Diese Herangehensweise könnte die aktuellen Herausforderungen im Bauwesen besser adressieren.

6 Unerwartete Daten und Fakten

Hier sind die spannendsten Aussagen aus dem Vortrag, die man so vielleicht nicht erwartet hätte:

  1. 4,5-fache Kosten im technischen Ausbau: Seit 2000 sind die Kosten für Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro um 336 % gestiegen, die des gesamten Wohnbaus nur um ca. 150%, also Faktor 2,5.

  2. Effizienzhaus 40 ineffizient: Hohe Effizienzstandards wie das Effizienzhaus (EH) 40 bringen oft keinen signifikanten ökologischen Nutzen, erhöhen aber die Baukosten erheblich. EH70 oder, laut Prof. Walberg, sogar EH85 sind in beiderlei Hinsicht besser.

  3. Vorschlag, High-End-Förderung einzustellen: Statt extrem energieeffiziente Gebäude zu fördern, sollte der Fokus auf das mittlere bis untere Segment gelegt werden. In Schleswig-Holstein wird dies exklusiv das 7-€-Mietsegment sein.

  4. Kritik an Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung: Diese Anlagen tragen wenig zur Energieeinsparung bei, verursachen aber hohe Bau-, Neben- UND Folgekosten.

  5. Kosteneinsparungen durch einfache Bauweisen: Einfachere Bauweisen können die Baukosten um mindestens 25 % senken, vielfach noch weit mehr, ohne die Qualität wesentlich zu beeinträchtigen.

  6. Betonung auf tatsächliche Daten: Viele Bauanforderungen basieren auf theoretischen Modellen, die in der Praxis oft nicht den erwarteten Nutzen bringen und den Standard unbegründet nach oben Schrauben. Stattdessen sollten tatsächliche Verbrauchsdaten die Grundlage für Entscheidungen sein.

Frühe Schlussfolgerungen

Historie, Daten, Entwicklungen und Förderprogramme, wie sie Herr Prof. Walberg vorstellt lassen einige, erste Schlussfolgerungen zu. (Für mehr dazu, melden Sie sich HIER für diesen kostenlosen Newsletter an!)

  1. Fokus auf Sanierung: Weiterer Fokus auf den Klimaschutz rücken Förderprogramme für Sanierungen des Wohnbestands viel mehr in den Fokus als solche für den Mehrfamilienhaus-Neubau.

  2. Förderung dominant für sozialen Wohnungsbau: Konzentration der Förderung aufs untere Mietsegment um die 7 €/qm.

  3. Die Entwicklung im Bereich Förderprogramme in Schleswig-Holstein wird sich, trotz typischer, politischer Verkomplizierung, zügig auf ganz Deutschland ausbreiten.

  4. Chancen für Wohninnovationen: Ohne innovative Konzepte wird es schwerer, ein Mehrfamilienhaus zu bauen für die mittlere und hohe Mietpreislage. Mögliche Konsequenzen sind:

    1. Mehrfamilienhäuser mit besserer Ausstattung werden vermehrt im Bauträgergeschäft zum Wohnungsverkauf gebaut.

    2. Neue Konzepte entwickeln sich, die auf dem günstigen Mehrfamilienhaus-Bau aufsatteln und Rendite über unabhängige Dienstleistungen, Ausstattung und Räumlichkeiten erzielen.

Ich sehe letztere Optionen als natürliche Weiterentwicklung des Wohnbaus an. Experience-based Living, wie jüngst im Newsletter beschrieben ist ein Beispiel dafür. Ein weiteres Beispiel wäre die Adaption eine Freemium-Models, wie es bei technologieorientierten Dienstleistungen bereits seit langem bekannt ist:

Basisausstattung und Miete im Mehrfamilienhaus ist für alle Mieter ähnlich. Zusätzliche Dienstleistungen (Einkaufen, Waschen), Ausstattung (Möbel, Leihfahrzeuge) und Räumlichkeiten (Fahrrad- und Autoparkplatz, Fitness- und Event-Räume) verschaffen Mietern einen auch preislich attraktiven Mehrwert-Service, der dabei auch noch die eigentliche Rendite für den Bauherren oder Betreiber erzeugt.

  1. Das Neue Wohnen: Es kommt endlich zum grundsätzlichen Überdenken des Services “Wohnen”. Zum Beispiel könnte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Lage, die einer der Treiber für Baukosten bzw. Projekt-Gesamtkosten und damit Miete ist, durch neue Mobilitätskonzepte aus dem Fokus rücken kann. Oder dezentrales Wohnen und Arbeiten, ermöglicht durch Home-Office bzw. Near-Office, setzt sich wo immer sinnvoll weiter durch.

Das Neue Wohnen – © 2024, blue media labs GmbH

Zeitliche Gesamt-Übersicht mit Direkt-Links

Hier ist eine zeitliche Übersicht der in Prof. Walberg behandelten Themen. Jeder Punkt ist direkt an die ungefähre Stelle im Video auf YouTube verlinkt an der das Thema beginnt. Der eigentliche Vortrag geht bis Zeitpunkt 1:03:43. Danach beginnen offiziell die Teilnehmerfragen.

0:01

  1. Einführung und Netzwerkvorstellung:
    Vorstellung des Netzwerks und der ARGE, die seit mehr als 78 Jahren im sozialen Wohnungsbau tätig ist und den Auftrag hat, den sozialen Wohnungsbau in Schleswig-Holstein zu begleiten und zu evaluieren.

  2. Hintergrund der ARGE:
    Erklärung, dass die ARGE auf Basis eines hoheitlichen Auftrags gegründet wurde und seitdem den sozialen Wohnungsbau in Schleswig-Holstein unterstützt.

  3. Historie und Entwicklung:
    Beschreibung der Gründungsgeschichte der ARGE und die Bedeutung ihrer Arbeit für den bezahlbaren Wohnraum in Schleswig-Holstein.

  4. Unabhängigkeit und Aufgaben der ARGE:
    Betonung der unabhängigen Rolle der ARGE und ihrer umfassenden Tätigkeit im Bauwesen, insbesondere in der Evaluierung und Förderung von Bauprojekten.

  5. Aktuelle Wohnraumförderung:
    Erläuterung der neuesten Förderkriterien für den Wohnungsbau in Schleswig-Holstein, die ab dem 1. September in Kraft treten.

  6. Kontinuität in der Baukostenanalyse:
    Die ARGE führt seit 1947 kontinuierliche Baukostenanalysen durch, um die tatsächlichen Baukosten für den Bau von Mehrfamilienhäusern zu überwachen und die Entwicklung von Bauvorschriften zu unterstützen.

5:49

  1. Bedeutung der Baukostenverfolgung:
    Erklärung, dass die kontinuierliche Baukostenverfolgung der ARGE nicht nur die Preisentwicklung, sondern auch die gesetzlichen Anforderungen im Bauwesen abbildet.

  2. Ressourcenknappheit und Geschichte:
    Diskussion über die historische Ressourcennutzung in Schleswig-Holstein, insbesondere den Mangel an Holz und die Notwendigkeit, alternative Baumaterialien zu verwenden.

  3. Notwendigkeit alternativer Baumethoden:
    Beschreibung, wie historische Baumethoden wie der Lehmbau aufgrund von Ressourcenmangel in Schleswig-Holstein an ihre Grenzen stießen.

  4. Baukosten im Nachkriegsdeutschland:
    Nach dem Krieg wurden in Schleswig-Holstein alternative Baumethoden entwickelt, um den Wohnungsbau trotz Ressourcenknappheit zu ermöglichen.

  5. Baukostensteigerungen im Innenausbau:
    Der technische Ausbau (Heizung, Lüftung, Sanitär) führt zu überproportionalen Kostensteigerungen im Vergleich zu anderen Baugewerken beim Mehrfamilienhaus bauen.

10:07

  1. Kostendruck durch technische Anforderungen:
    Technische Anforderungen im Innenausbau treiben die Baukosten unverhältnismäßig in die Höhe, insbesondere seit dem Jahr 2000.

  2. Auswirkungen auf die Baukosten:
    Der gesamte technische Ausbau hat sich seit dem Jahr 2000 um das Vierfache verteuert, was den Bau von Mehrfamilienhäusern erheblich verteuert.

  3. Vergleich der Baukostenentwicklung:
    Die Kosten für den Bau eines Quadratmeters Wohnfläche haben sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt, wobei der technische Ausbau den größten Anteil an dieser Steigerung hat.

  4. Baukostenentwicklung seit 2000:
    Vergleich der Kostensteigerungen von 2000 bis 2024 zeigt, dass die Baukosten, insbesondere für Mehrfamilienhäuser, besonders in den letzten Jahren stark gestiegen sind.

  5. Realitätsferne Kostensenkungshoffnungen:
    Hoffnungen auf eine Kostensenkung im Bauwesen sind unrealistisch, da die Kostensteigerungen vor allem durch Löhne und Materialpreise getrieben werden.

  6. Kostensteigerungen als Katalysator für Veränderungen:
    Die dramatischen Baukostensteigerungen haben den Druck erhöht, über alternative Bauweisen und Standards nachzudenken.

15:30

  1. Kostenvergleiche und Finanzierungsmodelle:
    Zur Finanzierung von Wohnraum müssen die Kosten und Mieten regional genau beobachtet und analysiert werden, um günstige Lösungen für den Bau von Mehrfamilienhäusern zu finden.

  2. Wohnraumförderung und Mietenspiegel:
    Schleswig-Holstein hat ein einzigartiges Wohnraumförderungssystem, das durch ein umfassendes Mietenmarkt-Monitoring unterstützt wird.

  3. Finanzierungslücken im geförderten Wohnungsbau:
    Um bezahlbare Mieten zu gewährleisten, sind erhebliche Subventionen notwendig, die durch zinslose Darlehen und Zuschüsse bereitgestellt werden.

  4. Fehlende Förderangebote für die Mittelschicht:
    Es gibt keine ausreichenden Förderprogramme für die Mittelschicht, die sich moderate Mieten leisten könnte, was ein großes Problem im aktuellen Wohnungsbau darstellt.

  5. Anpassung der Förderpolitik:
    Forderung nach einer sofortigen Einstellung von hochspezialisierten Förderprogrammen zugunsten einer breiteren, kostengünstigeren Förderung im Mehrfamilienhausbau.

  6. Herausforderungen in der Wohnraumförderung:
    Schleswig-Holstein hat durch sein Zweckvermögen eine gute Ausstattung für die Wohnraumförderung, aber auch hier gibt es Grenzen.

20:21

  1. Überzeichnung von Förderprojekten:
    Aufgrund der steigenden Baukosten mussten alle Projekte in Schleswig-Holstein gefördert werden, was zu einer Überzeichnung der Fördermittel führte.

  2. Aussetzung der Förderung:
    Im Januar 2023 musste die Förderung aufgrund der Überzeichnung ausgesetzt werden, um die finanzielle Belastung zu reduzieren.

  3. Einführung des erleichterten Bauens:
    Einführung des erleichterten Bauens in Schleswig-Holstein, das bereits von einigen Vorreitern erfolgreich umgesetzt wurde.

  4. Vorreiter beim erleichterten Bauen:
    Wohnungsbaugenossenschaften und einige Bauträger haben bereits erfolgreich Projekte mit erleichtertem Bauen umgesetzt, die deutlich unter den üblichen Baukosten für Mehrfamilienhäuser liegen.

  5. Reduzierung von Standards und Anforderungen:
    Es wird gefordert, dass Standards und Ansprüche beim Bau von Mehrfamilienhäusern reduziert und optimiert werden, um die Baukosten zu senken.

  6. Skalierung und Typisierung im Mehrfamilienhausbau:
    Diskussion über die Vorteile der Skalierung und Typisierung im Bauwesen, um effizienter und kostengünstiger Mehrfamilienhäuser zu bauen.

25:25

  1. Prozessoptimierung beim Bauen:
    Notwendigkeit der Prozessoptimierung im Bauwesen, insbesondere bei Genehmigungsverfahren, um die Effizienz zu steigern und die Baukosten für Mehrfamilienhäuser zu senken.

  2. Baukostenanalyse und Kostenverteilung:
    Analyse der Baukosten zeigt, dass die größten Kosten in der Unterkellerung, Tiefgarage und den Energiestandards liegen.

  3. Kostenanalyse im Mehrfamilienhausbau:
    Die größte Kostenbelastung beim Bau von Mehrfamilienhäusern liegt in baulichen Standards, nicht in administrativen Verzögerungen.

  4. Gebäudetyp "E" als Vorbild für einfaches Bauen:
    Der Gebäudetyp "E" wurde als Modell für einfaches, kostengünstiges Bauen entwickelt und mehrfach evaluiert.

  5. Technische Überausstattung vermeiden:
    Im Gebäudetyp "E" wird darauf geachtet, technische Überausstattung zu vermeiden, um die Baukosten zu senken.

  6. Unterschiedliche Interpretationen des "E":
    Der Begriff "E" wird in Schleswig-Holstein für "erleichtertes Bauen" verwendet, um den Fokus auf einfache, kostengünstige Bauweisen zu legen.

30:24

  1. Pionierarbeit im ökologischen Bauen:
    Schleswig-Holstein hat 1989 das Niedrigenergiehaus als Standard eingeführt und damit Pionierarbeit im ökologischen Bauen und im kostengünstigen Bau von Mehrfamilienhäusern geleistet.

  2. Energieverbrauchsdaten als Grundlage:
    Seit 1989 werden in Schleswig-Holstein systematisch Energieverbrauchsdaten gesammelt, um die Effektivität von Baufördermaßnahmen im Mehrfamilienhausbau zu evaluieren.

  3. Grenzen der Energieeffizienz:
    Erkenntnisse aus der Auswertung von Energiedaten zeigen, dass über ein bestimmtes Niveau hinaus keine signifikanten Energieeinsparungen mehr möglich sind.

  4. Effizienzhaus 70 als Grenze:
    Es wird argumentiert, dass beim Effizienzhaus 70 die Grenze des Sinnvollen erreicht ist, da weitere Maßnahmen keinen messbaren Nutzen mehr bringen.

  5. Effizienzhaus 40 wird nicht mehr gefördert:
    Schleswig-Holstein fördert keine Effizienzhäuser 40 mehr, da die Kosten-Nutzen-Relation nicht mehr gerechtfertigt ist.

  6. Auswirkungen auf den Wohnungsbau:
    Neubauten haben keinen signifikanten Einfluss auf die Erreichung der Klimaziele, entscheidend ist die Dekarbonisierung der Energieversorgung.

35:47

  1. Infragestellung der technischen Anforderungen:
    Viele der technischen Anforderungen im modernen Wohnungsbau, wie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, werden als unnötig und klimaschädlich eingestuft.

  2. Verzicht auf technische Überausstattung:
    Es wird empfohlen, auf bestimmte technische Ausstattungen zu verzichten, um Baukosten zu senken und die Umweltbelastung beim Bau von Mehrfamilienhäusern zu reduzieren.

  3. Langfristige Planung im Bauwesen:
    Alle Bauprojekte sollten langfristig geplant und regelmäßig evaluiert werden, um ihre Effektivität sicherzustellen.

  4. Erfahrungen aus früheren Bauprojekten:
    Frühere Projekte, die unter erleichterten Bedingungen gebaut wurden, dienen als Vorbild für aktuelle Bauvorhaben im Mehrfamilienhausbau.

  5. Regelstandard "E" für erleichtertes Bauen:
    Der Regelstandard "E" steht für "erleichtertes Bauen" und soll sicherstellen, dass Bauprojekte kostengünstig und effizient durchgeführt werden, insbesondere im Bau von Mehrfamilienhäusern.

  6. Beispiele für den kostengünstigen Mehrfamilienhausbau:
    Gebäude, die nach dem erleichterten Standard gebaut wurden, haben verschiedene Architekturpreise gewonnen und zeigen, dass kostengünstiges Bauen auch qualitativ hochwertig sein kann.

40:56

  1. Einsparpotenziale im Bauwesen:
    Durch die Überprüfung und Anpassung von Bauprozessen können erhebliche Einsparungen bei den Baukosten für Mehrfamilienhäuser erzielt werden.

  2. Kostensenkung durch optimierte Bauweisen:
    Die Analyse zeigt, dass durch optimierte Bauweisen und reduzierte Anforderungen 25% der Baukosten beim Bau von Mehrfamilienhäusern eingespart werden können.

  3. Überprüfung von Bauweisen:
    Die Tragwerksplanung und der Einsatz von Materialien sollten regelmäßig überprüft werden, um unnötige Kosten beim Bau von Mehrfamilienhäusern zu vermeiden.

  4. Effiziente Leitungstrassen:
    Es wird vorgeschlagen, die Verlegung von Leitungen in Mehrfamilienhäusern zu überdenken, um Platz und Kosten zu sparen.

  5. Überdachte Treppenhäuser:
    Offene, aber überdachte Treppenhäuser können Kosten sparen, ohne die Funktionalität eines Gebäudes zu beeinträchtigen.

  6. Überprüfung der technischen Standards:
    Die Notwendigkeit der Überprüfung von bestehenden technischen Standards, insbesondere bei Aufzügen und anderen technischen Anlagen im Mehrfamilienhausbau, wird betont.

45:28

  1. Referenzgebäude zur Baukostenanalyse:
    Ein Referenzgebäude dient der Analyse der Baukosten und zeigt, dass durch Überprüfung der Standards 40% der Baumaterialien eingespart werden können.

  2. Einsparungen bei der Primärkonstruktion:
    Durch die Anwendung alter Rechenregeln und die Reduktion von Sicherheitszuschlägen können in der Primärkonstruktion 40% der Baumaterialien eingespart werden.

  3. Bodengutachten hinterfragen:
    Es wird empfohlen, Bodengutachten kritisch zu hinterfragen, um unnötige Kosten für Bewährungen im Fundament zu vermeiden.

  4. Reflektierte Baupraxis:
    Eine reflektierte Baupraxis, die auf erprobten Methoden basiert, kann zu erheblichen Einsparungen bei Baumaterialien und Baukosten im Mehrfamilienhausbau führen.

  5. Normen im Mehrfamilienhaus-Bau:
    Normen sollten nicht unreflektiert angewendet werden, sondern es sollte hinterfragt werden, welche wirklich notwendig sind.

  6. Opfer des Systems:
    Das Bauwesen ist zu einem Opfer des eigenen Systems geworden, indem es sich durch übermäßige Normierung selbst behindert.

50:40

  1. Dokumentation der Erkenntnisse:
    Die Ergebnisse der Baukostensenkungsmaßnahmen sind umfassend dokumentiert und sollen als neue allgemein anerkannte Regeln der Technik dienen, insbesondere im Mehrfamilienhausbau.

  2. Regelstandard als neue Norm:
    Der neu entwickelte Regelstandard "E" für erleichtertes Bauen wird als neue allgemein anerkannte Regel der Technik etabliert und soll die Baukosten für Mehrfamilienhäuser reduzieren.

  3. Einbindung der gesamten Branche:
    Nur die gesamte Baubranche kann gemeinsam die allgemein anerkannten Regeln der Technik definieren und weiterentwickeln.

  4. Anpassung der technischen Anforderungen:
    Es wird empfohlen, die technischen Anforderungen im Wohnungsbau auf das notwendige Minimum zu reduzieren, um die Baukosten für Mehrfamilienhäuser zu senken.

  5. Stellplatzanforderungen im urbanen Raum:
    Die Anforderungen an Stellplätze sollten differenziert und regional angepasst werden, um unnötige Baukosten beim Bau von Mehrfamilienhäusern zu vermeiden.

  6. Keller im Mehrfamilienhausbau:
    Der Bau von Kellern sollte kritisch hinterfragt werden, da sie einen großen Teil der Baukosten ausmachen und nicht immer notwendig sind.

55:46

  1. Verzicht auf Lüftungsanlagen:
    Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung werden als nicht förderfähig eingestuft, da sie unnötige Kosten verursachen und die Baukosten für Mehrfamilienhäuser erhöhen.

  2. Optimierung der Tragwerksplanung:
    Die Tragwerksplanung sollte optimiert werden, um den Materialeinsatz und die Baukosten beim Bau von Mehrfamilienhäusern zu minimieren.

  3. Reflektion und Optimierung im Bauwesen:
    Ständige Reflektion und Optimierung der Bauprozesse sind notwendig, um effizientes und kostengünstiges Bauen von Mehrfamilienhäusern zu gewährleisten.

  4. Vereinfachung der Nachweisverfahren:
    Nachweisverfahren für Energieeffizienz und Schallschutz sollten vereinfacht werden, um Ingenieurskapazitäten für wichtigere Aufgaben freizusetzen und die Baukosten zu senken.

  5. Diskussion über den Mangelbegriff:
    Der Begriff "Mangel" im Bauwesen sollte neu definiert werden, um praxisnahe und kostengünstige Lösungen im Mehrfamilienhausbau zu ermöglichen.

1:00:00

  1. Ziel: Mehrfamilienhaus günstiger bauen:
    Das Ziel ist es, die Baukosten so zu senken, dass ein Quadratmeter Wohnraum inklusive Grundstück unter 4.000 Euro kosten kann.

  2. Flexible Anwendung des Regelstandards:
    Der Regelstandard "E" ist kein starres Dogma, sondern kann flexibel an die spezifischen Bedürfnisse eines Bauprojekts angepasst werden, insbesondere beim Bau von Mehrfamilienhäusern.

  3. Nachhaltigkeit und Baukultur:
    Trotz der Kostenreduktion müssen Nachhaltigkeit und Baukultur im geförderten Mehrfamilienhausbau erhalten bleiben.

  4. Blaupause für den freien Wohnungsmarkt:
    Der Regelstandard "E" soll auch als Blaupause für den frei finanzierten Wohnungsmarkt dienen, um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu bedienen.

  5. Wiederaufnahme der Förderung:
    Ab nächster Woche wird in Schleswig-Holstein ausschließlich nach dem Regelstandard "E" gefördert.

  1. Förderung und Standards:
    Die neuen Förderstandards sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und sollen sicherstellen, dass Wohnraumförderung effektiv und nachhaltig bleibt, insbesondere im Mehrfamilienhausbau.

  2. Einbindung der Kommunen:
    Die Kommunen in Schleswig-Holstein wurden in die Entwicklung und Umsetzung der neuen Wohnraumförderungsstandards eingebunden.

1:05:46 (Fragen & Antworten)

  1. Energieeffizienzstandards in Nichtwohngebäuden:
    Übertragung der Erkenntnisse aus dem Mehrfamilienhausbau auf Nichtwohngebäude ist komplexer, da unterschiedliche Nutzungsanforderungen bestehen.

  2. Passivhaus-Standards:
    Die Umsetzung von Passivhaus-Standards in Nichtwohngebäuden wird als noch problematischer und teurer betrachtet als im Wohnungsbau.

  3. Technische Anforderungen im Nichtwohngebäudebau:
    Kommunale Anforderungen treiben die Baukosten in die Höhe, insbesondere bei speziellen Gebäudetypen wie Kindergärten und Schulen.

  4. Lüftungsanlagen in Wohngebäuden:
    Lüftungsanlagen in Wohngebäuden sollten ohne Wärmerückgewinnung eingesetzt werden, um Kosten zu sparen und die Baukosten für Mehrfamilienhäuser zu senken.

  5. Diskussion über Brandschutz:
    Die Schutzziele des Brandschutzes müssen erhalten bleiben, aber es sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, die Baukosten zu senken, insbesondere im Holzbau.

  6. Erfahrungen im Brandschutz:
    Erfahrungen aus Projekten in den Niederlanden zeigen, dass brennbare Materialien wie Bambus erfolgreich in Treppenhäusern eingesetzt werden können.

1:10:47

  1. Brandschutz im Wohnungsbau:
    Brandschutz ist im Neubau von Wohngebäuden weniger problematisch, während der Bestand eine größere Herausforderung darstellt, insbesondere im Mehrfamilienhausbau.

  2. Überzogene Sicherheitsanforderungen:
    Das Sicherheitsdenken im Brandschutz hat zu überzogenen Anforderungen geführt, die nicht immer sinnvoll sind und die Baukosten erhöhen.

  3. Herausforderungen im Bestandsschutz:
    Der Bestandsschutz bei der Nachverdichtung und Aufstockung von Mehrfamilienhäusern stellt große Herausforderungen dar, insbesondere in Bezug auf den Brandschutz.

  4. Niedersächsische Regelungen zum Brandschutz:
    Niedersachsen hat eine Regelung eingeführt, die den bestehenden Brandschutz auch bei neuen Bauteilen als ausreichend anerkennt.

  5. Sonderbauten und Brandschutz:
    Bei Sonderbauten wie Frauenhäusern sollten die Brandschutzanforderungen überdacht und gegebenenfalls reduziert werden, um Kosten zu sparen.

1:15:04

  1. Flexible Brandschutzanforderungen:
    Die Brandschutzanforderungen sollten flexibel an die spezifischen Bedingungen des Bauprojekts angepasst werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.

  2. Vorbild Niederlande im Bauwesen:
    Die Niederlande dienen als Vorbild für einfachere und kostengünstigere Bauweisen, insbesondere im Bereich des Brandschutzes im Mehrfamilienhausbau.

  3. Suffizienz und Flächeneinsparung:
    Diskussion über die Notwendigkeit, Grundrisse zu optimieren und Wohnfläche pro Kopf zu reduzieren, um ressourcenschonender Mehrfamilienhäuser zu bauen.

  4. Täter und Opfer im Bauwesen:
    Das Bauwesen hat sich selbst durch jahrzehntelanges Unterlassen in die aktuelle Krise gebracht, die nur durch eine aktive Beteiligung aller Akteure überwunden werden kann.

  5. Einbeziehung der Nutzer:
    Nutzer sollten in die Diskussion über Baukosten und Bauqualität einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die gebauten Standards ihren Bedürfnissen entsprechen.

  6. Vorbildprojekte im erleichterten Bauen:
    Erleichtertes Bauen sollte anhand von Vorbildprojekten demonstriert werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen und die Baukosten für Mehrfamilienhäuser zu senken.

1:20:09

  1. Herausforderungen im Holzbau:
    Bürokratische Anforderungen und zusätzliche Nachweise könnten den Holzbau verteuern und seine Attraktivität mindern.

  2. Bürokratie im Holzbau:
    Die EUDR (Europäische Holzhandelsverordnung) wird voraussichtlich die Bürokratie im Holzbau erheblich erhöhen und die Kosten in die Höhe treiben.

  3. Mehrwertsteuererleichterungen:
    Eine Mehrwertsteuererleichterung für bezahlbaren Wohnraum könnte helfen, die Baukosten zu senken und den Bau von Mehrfamilienhäusern zu fördern.

  4. Zukunft des Bauwesens:
    Das Bauwesen wird sich in Zukunft auf höhere ökologische Anforderungen einstellen müssen, was zusätzliche Kosten verursacht.

  5. Überfrachtete Themen im Bauwesen:
    Viele Themen im Bauwesen sind durch übermäßige Anforderungen überfrachtet, was die Umsetzung von Bauprojekten, insbesondere im Mehrfamilienhausbau, erschwert.

  6. Realistische Zeitpläne:
    Die ambitionierten Ziele, wie beispielsweise die Klimaneutralität bis 2040 in Schleswig-Holstein, müssen realistisch und umsetzbar geplant werden.

1:25:19

  1. Diskussion über europäische Bauvorschriften:
    Künftige Veranstaltungen werden sich mit den Auswirkungen der europäischen Bauvorschriften auf den deutschen Wohnungsbau beschäftigen.

  2. Fortsetzung des Diskurses:
    Der Diskurs über die Reduktion von Baukosten und Optimierung von Bauprozessen muss intensiv und öffentlich fortgeführt werden, um das Bauen von Mehrfamilienhäusern zu erleichtern.

  3. Schlussworte und Ausblick:
    Der Vortrag endet mit einem Appell, den Diskurs fortzusetzen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, insbesondere im Mehrfamilienhausbau.

  4. Weitere Diskussionen:
    Es werden weitere Diskussionen über die Tragwerksplanung und den Vergleich mit internationalen Standards wie in den Niederlanden und Österreich angekündigt.

  5. Fragen im Chat:
    Es werden weitere Fragen aus dem Chat aufgeworfen, die der Vortragende nach dem Vortrag noch beantwortet.

  6. Abschluss und Verabschiedung:
    Der Vortrag wird mit einem Dank an alle Teilnehmer abgeschlossen, und es wird betont, dass der Diskurs über das Bauen von Mehrfamilienhäusern fortgesetzt werden sollte.